Ortsgeschichte – Ortsgemeinde Kettig

Ortsgeschichte

Der Ortsname ist keltischen Ursprungs mit der damaligen Schreibweise Cattiacum. Dies dürfte so viel wie Besitztum des Cattius bedeuten. Sicher bestand damals nur ein einzelnes Gehöft. Es ist anzunehmen, dass Kettig schon zur Zeit Caesars, also um 50 v. Christus, existent war. Unsere Region wurde damals von dem keltischen Stamm der Treverer bewohnt. Funde von Tonscherben in der Gemarkung lassen die Vermutung einer bereits in der jüngeren Steinzeit bestandenen Siedlung zu.

In der Römerzeit wurden wir von Julius Cäsar besucht, der 53 und 55 vor Christus ganz in der Nähe Brücken über den Rhein gebaut hat. Aus der römischen Zeit wurden auch Brandgräber mit römischen und gallischen Münzen entdeckt. Im Jahre 1880 fand man südlich der Kirche ein großes Gräberfeld mit wertvollen Beigaben an Gefäßen, Waffen und Schmuckstücken.

Den allmählich zurückweichenden Römern folgten germanische Stämme und schließlich die Franken, die in Koblenz und Andernach Kastelle errichteten.

Über die Entstehung von Kettig ist nichts Näheres bekannt. Im Goldenen Buch der Abtei Echternach wird Kettig zwischen 915 und 928 zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde genannt. Darin schenkte Godilda, die Gemahlin Herzog Giselberts, dem Kloster Echternach zwei mansus in Ketichi im Gau Maifeld. Im Jahre 1204 heißt unser Ort in einer anderen Urkunde Ketige und 1236 erscheint er als Ketge.

Urkunde Mühle

Im Laufe der Jahre wechselten dann die verschiedenen Herrschaften. So die Grafen von Bassenheim, die Herren von Isenburg, und das Kloster Himmerod (Kelterhaus). Im 14. Jahrhundert besaß die Koblenzer Karthause eine Mühle und ein anderes Haus, „Die Burg“, in Kettig. Dieses Burghaus war sicherlich der Stammsitz eines ritterlichen Geschlechts, das sich fortan nach dem Ort als Ritter von Ketge benannte und das Dorf bis ins 16. Jahrhundert hinein dominierte. Kettig wurde in einer Urkunde im Jahre 1481 als Festung bezeichnet und war durch einen Wall und einen Graben befestigt, der später wieder zugeschüttet wurde. Viele Grabengässchen weisen heute noch auf den Wallgraben hin.

Hervorragender Zeuge des Mittelalters ist der heutige Kirchturm, der wohl im 15. Jahrhundert als Grenz- und Wehrturm zwischen den Herrschaftsbezirken Kur Köln und Kur Trier errichtet wurde. Die heutige Hallenkirche stammt jedoch von etwa 1470. An die Südwestecke des 35 m hohen, aus verputztem Bruchsteinmauerwerk errichteten Turmes wurde zuerst ein einschiffiges, flachgedecktes Langhaus mit Spiegelgewölbe angebaut. Bald darauf wurde ein gewölbtes Seitenschiff mit einer Apsis angefügt. Hier finden wir ein vierjochiges Sternengewölbe. Bei der Restaurierung der Kirche 1973/74 wurden wertvolle Fresken entdeckt und restauriert. Das Äußere der Kirche wird durch die quergestellten Giebeldächer des Seitenschiffes und den starken Turm bestimmt.

Kreuzung an der Kirche um 1900

Im 30-jährigen Krieg war unsere Region ständiger Schauplatz von kriegerischen Auseinandersetzungen, insbesondere mit schwedischen Truppen. Diese hatten unser Dorf mehrfach besetzt.

Die weitere Geschichte mit der französischen Revolution, die Übernahme in den preußischen Machtbereich, sowie den beiden unsäglichen Weltkriegen ist allgemein bekannt und vergleichbar mit vielen Städten und Dörfern in unserem Land.

Am 29.12.1944 wurde Kettig von amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Dabei kamen zahlreiche Wohnhäuser, Scheunen und Ställe ganz oder teilweise zu Schaden, auch die Schule und Kirche wurden in Mitleidenschaft gezogen. Über 20 Menschen aus Kettig kamen bei dem Angriff ums Leben.

Die Einwohner von Kettig haben seit jeher die Landwirtschaft betrieben. In einer alten Chronik ist darüber berichtet:

„Das Ackerland erträgt gute Früchte von allerhand Sorten, besonders viele Bohnen werden hier gezogen und nach den Niederlanden verkauft. Die ebenso guten Wiesen werden durch den Bach gewässert, welcher einhalb Stunde oberhalb Kettig und unten sich gleich in die Wiesen verliert.

Von Kettig bis an den Weißen Turm läuft eine schöne Anhöhe. Der weiße Wein, der dort wachset, ist in guten Jahren vortrefflich, der rothe hingegen mittelmäßig, die Weinberge in den Böden sind fast alle ausgerottet weil sie dem Frost allzuviel ausgesetzt waren. Die Untertanen tragen mehrenteils ihre Produkte als Milch, Obst, Gemüse fast alle Tage nach Andemach und Neuwied auf den Markt, und sind mehrenteils Wohlhabende, denn weil sie sehr sparsam leben.“

Weinbau wurde noch bis ins 19. Jahrhundert an der Anhöhe zwischen Kettig und Weißenthurm betrieben. Die Dobengasse hat sicher auch ihren Namen daher. In ihr wurden zu damaliger Zeit die Dauben für die Weinfässer hergestellt. In der Schnürstraße lebten die Seiler, die Tauseile herstellten, mit denen die Pferde die Schiffe auf dem Rhein zogen.

Besonders ist der wirtschaftliche Aufschwung, den Kettig und die Region um 1870 nahm, zu erwähnen. Man begann mit dem Abbau von Bims, dem Gold des Neuwieder Beckens. Aus diesem Rohstoff Bims konnten für die damalige Zeit hervorragende Steine aus einem Gemisch von Wasser, Kalk und Bims hergestellt werden.

Aus bäuerlichen Einzelfabrikationen mit reiner Handarbeit entwickelte sich eine Industrie, die die Wirtschaftskraft der Region bis in unsere Zeit hinein prägt.